Werkgalerie

Walter Spies‘ Werk wurde durch den deutschen Kunstwissenschaftler Franz Roh dem Nachexpressionismus  zugeordnet.  Für Einflüsse von Meister Bertram und Meister Franke, wie auch von Pieter Brueghel dem Älteren gibt es Zeugnisse. Jedoch auch grosse Bewunderung für Henri Rousseau wie auch Marc Chagall sind augenfällig, deren Originale er schon früh in der Privatsammlung Schtschukin in Moskau sehen konnte. *

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Hingegen war er seit 1923 fern von den kunstwissenschaftlichen Diskussionen in Europa in der sehr überschaubaren Künstler-Kommune Balis eine europäische Größe. Jedoch müssen wir die Legende vergessen, Spies‘ Werk habe die balinesische Malerei ausserordentlich beeinflusst. (siehe:Text ‚Exchange between Balinese artists and Walter Spies‘). Jedoch hat der kosmologische Glaube der Balinesen tief auf sein Werk eingewirkt. Der balinesische Kunstkenner Anak Agung Madé Djelantik schrieb:  „Walter Spies ist der erste abendländische Künstler, der nicht aus einer westlichen Auffassung, sondern mit der Künstlerseele eines Baliers malte“. Durch sein Leben auf den fernen Inseln Java und Bali seit 1923 fiel er in der deutschen Kunstszene rasch der Vergessenheit anheim. Bis heute ein Aussenseiter, macht er mehr durch außergewöhnlich hohe Auktionen (zwischen 2 und 3 Millionen Euro) von sich reden, als durch kunstwissenschaftliche Auseinandersetzungen mit seinem Werk. Zweifellos wird sich dies zukünftig ändern.
– Ein besonderer Spies-Auftritt bot sich im Kontext der Ausstellung „Hello World – Revision einer Sammlung“ (Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart, Berlin) 28.4. – 26. 8. 2018
99 Jahre nach einer Gruppenausstellung in der legendären Galerie Richter, Dresden, fand Spies Eingang in die Neue Nationalgalerie, Berlin. Anna Catharina Gebbers, verantwortliche Kuratorin für den Themenkomplex »Ein Paradies erfinden. Sehnsuchtsorte von Paul Gauguin bis Tita Salina«, hatte eine faszinierende und reflektierte Präsentation arrangiert, in der sich neben bedeutenden Arbeiten anderer Künstler, sowohl Werke aus Spies‘ europäischer als auch balinesischer Periode fanden: ‚Transformationsakt‘ (1920), ‚Das Karussel‘ (1922), ‚Dorfstrasse‘ (1928), ‚Sawahs mit pflügendem Bauern‘ (1932), ‚Reh auf Urwaldlichtung‘ (1932), ‚Rehjagd‘ (1932)…
Diese Auswahl aus seinem Oeuvre erregte starkes Interesse in den deutschen Kunst-Medien.

*Rückblick auf das Spies’sche Frühwerk:
Franz Roh (1890-1965), bedeutender deutscher Kunsthistoriker, und Walter Spies standen in persönlicher Korrespondenz bis in das Jahr 1926. Franz Roh ist der einzige Kunsthistoriker jener frühen 20er Jahre, der sich mit Spies‘ Werk auseinandersetzte. Nach Ende der Korrespondenz der beiden – zwei Jahre nachdem Spies bereits in Jogjakarta lebte – wurde es in Deutschland still um Spies… Das bedeutete, dass nur sein Frühwerk  kunstgeschichtliche Erwähnung fand:
Franz Roh „Nach-Expressionismus  – Magischer Realismus“ Leipzig, 1925:
„Bei Schrimpf und bei Spies aber will dieselbe miniaturartige Treue ein Lied von der Innigkeit des kleinen Lebens singen. Hier will man die Welt als Grasbüschel und Ameisenberg verstehen und so die lange ausgefallene Köstlichkeit des Kleinen wieder in die Kunst einsetzen.“ S. 60
„Walter Spies. Phantastische Nachklänge expressionistischer Raumdeutung im Hintergrund des ‚Abschieds‘, Maßstabwechsel wie im ‚Karussell‘, wo manche Hintergrundfiguren größer als die vorderen (sind): dies (ist) auch bei Spies später verschwunden. Allem bleibt aber die liebend eindringliche Wirklichkeit gemein. Kein anderer zeigt so sehr auch einen neuen Gehalt des Erzählens. Vgl. den ‚Abschied‘, vor allem aber das ‚Karussell‘, dessen rührende Kette vorderster Kleinfiguren man genau aufs Korn nehme, wo vom Gaukler her eine humorige, auch psychologisch wieder andächtig beobachtete Wirkung hindurchläuft.“
„Nun ist einer Gruppe zu gedenken, die weniger den geruhig großen Bau der Klassik sucht, als vielmehr das innig Enge, Gedrängte, Vielspältige erstrebt, die Welt mehr oder weniger als Ameisenberg, als Nahblick ins Gras verstehen will. Sie kann meist als Rousseau-Schule bezeichnet werden, da Henri Rousseau gerade für diese Anschauung ein Vorläufer gewesen. Dichtigkeit der Oberflächengestaltung, Sinn fürs Winzige – sonst hätten wir dies nicht als Gesamtmerkmal der neuen Kunst aufstellen können – war auch den anderen Gruppen des Nach-Expressionismus eigen …
Vor allem aber ist hier des jungen Walter Spies zu gedenken, der, ein Deutscher aus Rußland kommend, unter geringen Einschlägen von Chagall (vgl. Russisches Volksfest) die Linie Rousseaus fortsetzt, sie in neue Bahnen führend, der Unendlichkeit des Kleinen, der Winzigkeit unserer gesamten Existenz neuen Wert und Ausdruck verleihend. Wir glauben, daß gerade dieser mikrokosmische Typus des Nach-Expressionismus mit seinem Blick fürs Unterlebensgroße, wozu ihm, vom kosmologisch-astronomischen Standpunkte aus, alles Erleben zusammenschrumpft, wirkliche Originalität in sich birgt, da gerade diese Anschauung völlig fehlte innerhalb der Kunstgeschichte der letzten Generationen.“ S.80 ff

Zu den nach-expressionistischen Bildern: „Schrimpf. Seine neuen Bilder noch gegenständlicher als die ‚wilden Pferde‘ und die ‚Schlafende‘, doch haben auch diese schon die beruhigte Linien- und Massenführung.
Mense. Die Landschaft zeigt, zusammen mit Rousseaus ‚Schlafender‘, mit Spies‘ ‚Abschied‘,
seinen Schlittschuhläufern, vor allem aber seinem ‚Karussell’…ein Neuaufkommen des Nacht- und Mondscheinbildes…Nicht aus Zufall hatte das Nachtbild noch vor hundert Jahren eine Blüte erlebt.“ S. 128
In dieser frühen Publikation finden sich 5 Reproduktionen von Spies-Werken: ‚Haus am Teich‘ (‚Schlittschuhläufer‘), ‚Beskiden‘, ‚Abschied‘, ‚Baschkirischer Hirte‘, ‚Karussell‘.

Walter Spies an Franz Roh. 1. Juni 1926, Jogjakarta: „Sehr geehrter, lieber Herr Dr. Roh!
Ihren lieben Brief empfing ich schon ziemlich lange her, aber warum ich noch nicht geantwortet habe, weiss ich nicht….Ich hoffe, bald wieder etwas von Ihnen zu hören. Und schreiben Sie mir ehrlich und offen, was Sie über die Bilder denken, die ich Ihnen hiermit schicke. Bitte, bitte!!“

Walter Spies an Franz Roh, „Jogjakarta-Kraton, Java, den 22. September 1926: Sehr geehrter, lieber Herr Dr. Roh, wie unendlich habe ich mich gefreut über Ihre Karte und das Zusenden Ihres Buches können Sie sich gar nicht vorstellen!…
Übrigens bewundere ich Sie unendlich, wie sie es verstehen, in dem Buche Dinge klar zu machen, die mir eigentlich immer ganz  ‚unzusagen‘ vorkamen! Und ein Bekehrer sind Sie auch! Ein Freund von mir, der ratlos und ganz dumm vor einigen meiner Arbeiten stand, ist, nachdem er Ihr Buch durchgelesen hatte, ganz bekehrt und begeistert. Das grenzt beinah an Zauberei!“

Franz Roh: Geschichte der deutschen Kunst von 1900 bis zur Gegenwart, München, 1958: „Eine dritte Gruppe, der Georg Schulz und vor allem Walter Spies angehörten, bevorzugte das kleinteilig geschäftige Idyll, an gewisse Bilder Henri Rousseaus anknüpfend“ (S. 114)

Neben der Reproduktion ‚Abschied‘: „Nach Ablauf des pathetischen Expressionismus erwacht hier unversehens nochmal das Biedermeier-Genre, nunmehr aber in satirischer Verschärfung. Walter Spies…gab solchen Dingen eine zierlich exotische Wendung. Seine ‚Abschiedsszene‘ scheint wie vom nahen Monde her erblickt. Das klingt wie die Spieldosenlieder aus Mozarts Zeit, wie silberhelle Töne von der Ferne her. In einem ‚Volksfest‘ verschob dieser Maler mitten in seiner kleinteiligen Schilderung die Größenmaßstäbe derart , dass vorübergehend etwas von Chagalls Phantastik, die er liebte, hinzukam…“ S. 124

Franz Roh schreibt 1952 in ‚Rückblick auf den magischen Realismus‘ (Das Kunstwerk, Baden-Baden 6. 1952, S. 7ff.): „Eine dritte Gruppe entwickelte ein ausgesprochenes Klein-Idyll, teilweise von H. Rousseau abgeleitet. Sie zeigte bald etwas grimmigere, bald bald sanftere Kinderbuchhumore. wobei das Unterlebensgroße, das unendlich Kleine wie mit Vergrößerungsglas gesehen wurde. Man denke an R. Scholz, an Walter Spies, der in Ostindien unterging“…wie auch in den  Zirkeln der deutschen Kunstwissenschaft.

Spies-Werke in Museen

Das Karussell, 1922, Öl/Leinwand

Neue Nationalgalerie – Berlin

Canolarang, 1927, Öl/Leinwand

ARMA (Agung Rai Museum of Art) – Ubud/Bali

Dorfstrasse, 1928, Öl/Leinwand

Neue Nationalgalerie – Berlin

Balinesische Legende, 1930, Öl/Leinwand

National Gallery – Singapur

Sawahterrassen mit pflügendem Bauern, 1932, Öl/Leinwand

Strossmayer Galerie – Zagreb/Kroatien

Sawahlandschaft mit Gunung Agung, 1939, Öl auf Holz

Museum MACAN – Jakarta

Sumatranische Landschaft, 1941, Öl auf Holz

Duta Fine Arts Foundation – Jakarta

Botanischer Garten Buitenzorg, 1939, Bleistiftzeichnung

Fukuoka Asian Art Museum – Fukuoka/Japan
https://faam.city.fukuoka.lg.jp/en/

Balinesische Kunst

Auch für einen Balinesen, und dies durch seine Primitivität, Unverdorbenheit und Naturnähe, ist das Leben die herrliche, heilige Tatsache; die Religion ist lebendig und ist da, um das Leben zu lieben und zu leben, und die Kunst ist lebendig und ist da, um die Heiligkeit des Lebens zu preisen. Kunst ist hier nicht außerhalb des Lebens oder des Glaubens!
 Walter Spies in einem Brief an seinen Bruder Leo

Ausstellungen

der Walter Spies Werke

Die Kunstwerke von Spies wurden über die Jahre in verschiedensten Ausstellungen weltweit präsentiert. Hier geht es zu den gesammelten Ausstellungen.

zu den Ausstellungen